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Landesstudie Gewässerökologie in Baden-Württemberg

Das deutsche Bundesland Baden-Württemberg hat zum Erreichen der Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie ein landesweites Planungswerkzeug entwickelt, das derzeit an allen Fließgewässern 1. Ordnung (große Gewässer, für deren Unterhaltung das Land zuständig ist) angewandt wird. Die Landesstudie Gewässerökologie konzentriert sich in erster Linie auf die Gewässerstruktur: Es sollen auf möglichst langen Strecken wieder natürliche bis naturnahe, strukturreiche Gewässer entstehen, in denen sich Lebensgemeinschaften etablieren können, die schlussendlich einen guten ökologischen Zustand anzeigen sollen. Da die verfügbaren räumlichen und finanziellen Ressourcen keine flächendeckende Renaturierung aller Fließgewässer zulassen, wurde als Ziel festgesetzt, auf zumindest 50 % der Gesamtlänge jedes Gewässers 1. Ordnung eine möglichst hohe Strukturgüte wiederherzustellen. Es ist die Aufgabe der vom Land beauftragten Planungsteams, die Mindestlängen der notwendigen Maßnahmen zu eruieren und die Maßnahmen anhand gewässerökologischer Gesichtspunkte so im Gewässer anzuordnen, dass von den Renaturierungsstrecken über Strahlwirkungseffekte auch die benachbarten, nicht mit Maßnahmen aufgewerteten Fließabschnitte profitieren können.
Bei den Planungen müssen auch Restriktionen berücksichtigt werden. In Strecken, die von hochrangiger Verkehrsinfrastruktur, überregional bedeutsamen Gas-, Strom- oder Wasserleitungen oder Siedlungsgebieten begleitet werden, ist eine leitbildorientierte Renaturierung ebenso unmöglich wie in energiewirtschaftlich genutzten Stau- oder Ausleitungsstrecken. Sollten zu hohe Restriktionsanteile das Gesamtziel, zumindest 50 % des Gewässers zu renaturieren, verhindern, werden stattdessen mit Strukturierungsmaßnahmen innerhalb des bestehenden Gewässerbetts funktionsfähige Lebensräume für bestimmte Fokusfischarten wiederhergestellt.
Im Rahmen der Landesstudie Gewässerökologie wird für alle Gewässer in der Gebietskulisse zuerst der Ist-Zustand ermittelt. Im Zuge detaillierter Fischhabitatkartierungen werden die aktuell vorhandenen Teillebensräume – z. B. Laichplätze, Jungfischhabitate oder Wintereinstände – dokumentiert und den Anforderungen der verschiedenen Fischarten gegenübergestellt. Mit Hilfe dieser Daten wird eine Defizitanalyse durchgeführt, die darlegt, welche Habitate in welchem Ausmaß momentan fehlen. Daraus ergibt sich der Maßnahmenbedarf, der schließlich mit den Maßnahmenplanungen gedeckt werden soll.
Ziel ist es, in allen Maßnahmenabschnitten die bestehenden Defizite durch Schaffung der fehlenden Strukturen zu beheben und so die Entwicklung standorttypischer Artengemeinschaften zu ermöglichen.
Das Büro blattfisch e.U. arbeitet seit 2019 gemeinsam mit dem Büro REVITAL Integrative Naturraumplanung GmbH im Auftrag der Regierungspräsidien Tübingen, Stuttgart und Freiburg in Arbeitsgemeinschaft als Planungsteam für die Landesstudie Gewässerökologie.
Bisher hat das Planungsteam bereits die Planungsarbeiten für den Neckar, den Hochrhein, die Rems und die Rheinzuflüsse Möhlin, Neumagen und Kander abgeschlossen. Die Arbeiten an der Brenz, an den Neckarzuflüssen Aich, Lauter und Fils, an der Murr, der Jagst und der Seckach laufen momentan.

 

Projektinformationen

Auftraggeber

Reggierungsräsidien Stuttgart, Tübingen und Freiburg

Gewässer / Ort

Neckar, Hochrhein, Brenz, Rems, Möhlin, Kander, Neumagen, Aich, Lauter, Fils, Murr, Jagst, Seckach

Projektlaufzeit

Jedes Projekt hat eine Laufzeit von 18 bis 24 Monaten. Beginn der ersten, mittlerweile abgeschlossenen Lose: Ende 2019. Laufzeit der aktuell bearbeiteten Lose: bis Mitte 2024.

Unsere Leistungen

Sammlung aller benötigten Geodaten, Erstellung von GIS-Projekten, Erstellung gewässerökologischer Leitbilder, Fischhabitatkartierungen, Untersuchung der Makrozoobenthos-Gemeinschaften, Feststellung des Maßnahmenbedarfs, Identifizierung geeigneter Maßnahmenabschnitte, Maßnahmenplanung, Prognose zu erwartender Habitatflächen, Öffentlichkeitsbeteiligung.

Unsere Partner

REVITAL Integrative Naturraumplanung GmbH